"So eine Fußball-Saison habe ich noch nicht erlebt"

Kreisverbands-Chef Bernd Kraus über extreme Witterung, Finanzprobleme und sportliche Krisen

Das Spieljahr 2012/2013 war im Kreisverband Chemnitz nichts für schwache Nerven. Mario Schmidt sprach mit dem Vorsitzenden Bernd Kraus über eine Saison, die von extremer Witterung und sportlichen sowie finanziellen Krisen in Traditionsvereinen überschattet wurde.
Freie Presse: Das zu Ende gegangene Spieljahr war ein denkwürdiges. Ist es beispielsweise schon mal vorgekommen, dass ein Spieltag im Juni witterungsbedingt komplett abgesagt werden muss?
Bernd Kraus: Nein. Ich gehe jetzt in mein 30. Jahr als Funktionär. Aber so eine Fußball-Saison habe ich noch nicht erlebt. Es ist zum ersten Mal vorgekommen, dass wir eine Serie nicht pünktlich beenden konnten und noch einen Spieltag ranhängen mussten. Zudem war von Januar bis April Winter. Zum Glück haben die Vereine mitgezogen und im Frühjahr ohne zu murren im Freitag-Sonntag-Rhythmus gespielt.
Was ist Ihnen an Hochwasserschäden nach der Flut von Anfang Juni bekannt?
Vier Vereine sind betroffen: der VfB Fortuna, TSV Germania, Eiche Reichenbrand und Viktoria Einsiedel. Wir haben die Schäden aufgenommen und leiten das jetzt an den Sächsischen Fußball-Verband weiter - in der Hoffnung, von dort Unterstützung zu bekommen.
Wie hoch sind die Schäden?
Beim VfB Fortuna im Chemnitztal liegen sie bei 35.000 Euro, bei den anderen drei Vereinen zwischen 8000 und 12.000 Euro.
Der VfB Fortuna II will als Stadtmeister in der Bezirksliga antreten. Ist das eine kluge Entscheidung, wo doch die erste Mannschaft in die Landesliga abgestiegen ist und den Verein große Geldsorgen plagen?
Das muss der Vorstand des Vereins einschätzen und entscheiden. Sicherlich wird es ein finanzieller Drahtseilakt. Genügend Spieler für beide Mannschaften sind offenbar vorhanden.
Wie groß sind Ihre Sorgen um den VfB Fortuna? Ist der Verein ein Beispiel dafür, dass Fußball in dieser Breite in Chemnitz nicht mehr zu finanzieren ist?
Die Sorgen sind schon groß. Wahrscheinlich muss der VfB Fortuna wie andere Vereine auch davon abrücken, Spielern Entschädigungen zu zahlen. Bezahlter Fußball ist in dieser Stadt schwer zu finanzieren. Mitunter gehen Vereine ein zu hohes finanzielles Risiko ein.
Ein weiterer dicker Wermutstropfen war der Rückzug des SV Stahl Reichenhain zur Winterpause.
Das stimmt. Es ist sehr ernüchternd, dass ein Traditionsclub wie Stahl Reichenhain bei den Männern nicht mehr vertreten ist. Auch für die kommende Saison haben die Reichenhainer keine Mannschaft gemeldet.
Sie sind ein erklärter Gegner von Fusionen. Sehen Sie die Pläne, nach denen sich Stahl Reichenhain mit dem SV Bernsdorf zusammenschließen will, entsprechend skeptisch?
Nein. Der SV Stahl liegt am Boden. In solch einem speziellen Fall kann sich eine Vereinsfusion positiv auswirken. Ansonsten haben Zusammenschlüsse meist nicht richtig funktioniert und auch sportlich keine Fortschritte gebracht.
In der nächsten Saison spielt der TSV Ifa erstmals seit 24 Jahren nur noch auf Kreisebene. Wie bewerten Sie den Abstieg der Ifa-Fußballer aus der Bezirks- liga?
Für einen Verein ist das immer eine mittlere Katastrophe. Wenn man absteigt, rennen die Spieler weg. Die Führungsriege steht dann vor der großen Herausforderung, eine vernünftige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Dass der TSV Ifa mit seiner hervorragenden Nachwuchs- arbeit abgestiegen ist, finde ich besonders bedauerlich.
Ein Grund für den Abstieg war, dass Ifa wegen eines fehlenden Schiedsrichters drei Punkte abgezogen wurden.
Das ist richtig, aber bei dieser Regelung dürfen wir keine Luft ranlassen, sonst haben wir eines Tages überhaupt keine Schiedsrichter mehr. Der TSV Ifa hatte drei Jahre lang Zeit, um noch einen Schiedsrichter zu gewinnen. Wenn man das nicht schafft, muss etwas faul sein.
Wer ist in der kommenden Spielserie der Kreisoberliga Ihr Aufstiegsfavorit?
Sicherlich werden der SV Bernsdorf und Eiche Reichenbrand, die zuletzt die Plätze zwei und drei belegt haben, mit vorn dabei sein. Und vielleicht auch Ifa, wenn es gelingt, ein gutes Team aufzubauen.
Als Kreisverbands-Chef verfolgen Sie auch aufmerksam das Geschehen beim CFC. Was sagen Sie zu dessen neuer Mannschaft?
Ich sehe das sehr positiv. Die neuen Spieler garantieren, dass sich das Niveau deutlich verbessern wird. Mit diesem Aufgebot wird der CFC um den Aufstieg mitspielen.

"So eine Fußball-Saison habe ich noch nicht erlebt"

Kreisverbands-Chef Bernd Kraus über extreme Witterung, Finanzprobleme und sportliche Krisen

Das Spieljahr 2012/2013 war im Kreisverband Chemnitz nichts für schwache Nerven. Mario Schmidt sprach mit dem Vorsitzenden Bernd Kraus über eine Saison, die von extremer Witterung und sportlichen sowie finanziellen Krisen in Traditionsvereinen überschattet wurde.
Freie Presse: Das zu Ende gegangene Spieljahr war ein denkwürdiges. Ist es beispielsweise schon mal vorgekommen, dass ein Spieltag im Juni witterungsbedingt komplett abgesagt werden muss?
Bernd Kraus: Nein. Ich gehe jetzt in mein 30. Jahr als Funktionär. Aber so eine Fußball-Saison habe ich noch nicht erlebt. Es ist zum ersten Mal vorgekommen, dass wir eine Serie nicht pünktlich beenden konnten und noch einen Spieltag ranhängen mussten. Zudem war von Januar bis April Winter. Zum Glück haben die Vereine mitgezogen und im Frühjahr ohne zu murren im Freitag-Sonntag-Rhythmus gespielt.
Was ist Ihnen an Hochwasserschäden nach der Flut von Anfang Juni bekannt?
Vier Vereine sind betroffen: der VfB Fortuna, TSV Germania, Eiche Reichenbrand und Viktoria Einsiedel. Wir haben die Schäden aufgenommen und leiten das jetzt an den Sächsischen Fußball-Verband weiter - in der Hoffnung, von dort Unterstützung zu bekommen.
Wie hoch sind die Schäden?
Beim VfB Fortuna im Chemnitztal liegen sie bei 35.000 Euro, bei den anderen drei Vereinen zwischen 8000 und 12.000 Euro.
Der VfB Fortuna II will als Stadtmeister in der Bezirksliga antreten. Ist das eine kluge Entscheidung, wo doch die erste Mannschaft in die Landesliga abgestiegen ist und den Verein große Geldsorgen plagen?
Das muss der Vorstand des Vereins einschätzen und entscheiden. Sicherlich wird es ein finanzieller Drahtseilakt. Genügend Spieler für beide Mannschaften sind offenbar vorhanden.
Wie groß sind Ihre Sorgen um den VfB Fortuna? Ist der Verein ein Beispiel dafür, dass Fußball in dieser Breite in Chemnitz nicht mehr zu finanzieren ist?
Die Sorgen sind schon groß. Wahrscheinlich muss der VfB Fortuna wie andere Vereine auch davon abrücken, Spielern Entschädigungen zu zahlen. Bezahlter Fußball ist in dieser Stadt schwer zu finanzieren. Mitunter gehen Vereine ein zu hohes finanzielles Risiko ein.
Ein weiterer dicker Wermutstropfen war der Rückzug des SV Stahl Reichenhain zur Winterpause.
Das stimmt. Es ist sehr ernüchternd, dass ein Traditionsclub wie Stahl Reichenhain bei den Männern nicht mehr vertreten ist. Auch für die kommende Saison haben die Reichenhainer keine Mannschaft gemeldet.
Sie sind ein erklärter Gegner von Fusionen. Sehen Sie die Pläne, nach denen sich Stahl Reichenhain mit dem SV Bernsdorf zusammenschließen will, entsprechend skeptisch?
Nein. Der SV Stahl liegt am Boden. In solch einem speziellen Fall kann sich eine Vereinsfusion positiv auswirken. Ansonsten haben Zusammenschlüsse meist nicht richtig funktioniert und auch sportlich keine Fortschritte gebracht.
In der nächsten Saison spielt der TSV Ifa erstmals seit 24 Jahren nur noch auf Kreisebene. Wie bewerten Sie den Abstieg der Ifa-Fußballer aus der Bezirks- liga?
Für einen Verein ist das immer eine mittlere Katastrophe. Wenn man absteigt, rennen die Spieler weg. Die Führungsriege steht dann vor der großen Herausforderung, eine vernünftige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Dass der TSV Ifa mit seiner hervorragenden Nachwuchs- arbeit abgestiegen ist, finde ich besonders bedauerlich.
Ein Grund für den Abstieg war, dass Ifa wegen eines fehlenden Schiedsrichters drei Punkte abgezogen wurden.
Das ist richtig, aber bei dieser Regelung dürfen wir keine Luft ranlassen, sonst haben wir eines Tages überhaupt keine Schiedsrichter mehr. Der TSV Ifa hatte drei Jahre lang Zeit, um noch einen Schiedsrichter zu gewinnen. Wenn man das nicht schafft, muss etwas faul sein.
Wer ist in der kommenden Spielserie der Kreisoberliga Ihr Aufstiegsfavorit?
Sicherlich werden der SV Bernsdorf und Eiche Reichenbrand, die zuletzt die Plätze zwei und drei belegt haben, mit vorn dabei sein. Und vielleicht auch Ifa, wenn es gelingt, ein gutes Team aufzubauen.
Als Kreisverbands-Chef verfolgen Sie auch aufmerksam das Geschehen beim CFC. Was sagen Sie zu dessen neuer Mannschaft?
Ich sehe das sehr positiv. Die neuen Spieler garantieren, dass sich das Niveau deutlich verbessern wird. Mit diesem Aufgebot wird der CFC um den Aufstieg mitspielen.